© Foto: Norbert Wastian
Wenn ich aus dem Fenster blicke, fällt der Blick zu allererst meistens auf meinen Hausberg, der gleichzeitig mein Lieblingsberg ist: Der Zirbitzkogel. Es ist eigentlich nicht nur der Zirbitzkogel, sondern es sind die Seetaler Alpen mit ihren drei markanten Gipfeln: dem Zirbitzkogel, dem Scharfen Eck und dem Kreiskogel. Dieser Ausblick gibt mir „Berge“, aber er gibt mir nicht nur Berge, sondern auch Auskunft über das Wettergeschehen im oberen Murtal. Ob es föhnig ist, ob es frischen Schnee für eine eventuelle Skitour gibt, oder ob man sich auf einen Bürotag freuen darf. Jede Variante hat für mich ihren Reiz und schlechtes Wetter ist bekanntlich nicht unbedingt ein Hinderungsgrund für einen „Gipfelsturm“, selbstverständlich mit großer Selbstverantwortung und der richtigen Ausrüstung! In den letzten fünf Jahren, in denen ich für die Trailrunning Szene die schönsten Trails im Lande erkunden durfte, gab es unzählige wunderbare und anspruchsvolle Touren, aber „Dahoam ist einfach Dahoam“!
© Foto: Norbert Wastian
In Zeiten der Ausgangsbeschränkungen habe ich mich auf den Hügeln rund um den Red Bull Ring fit gehalten. Nachdem es wieder erlaubt war, führte mich meine erste Tour sofort wieder hinauf in mein Lieblings-Trailrevier.
© Foto: Norbert Wastian
Diesmal startete ich vom TÜPL-Seetal, direkt bei der Schmelzhütte. Mein Weg führte mich entlang des Wanderweges zu den Winterleiten Seen, wo man rechts Richtung Kreiskogel abbiegt und damit schon den ersten Gipfel ansteuert. Am Weg dorthin muss man sich immer wieder umdrehen und den herrlichen Blick über die beiden Seen genießen. Vom Ausblick hinunter ins Aichfeld kann ich mich, auch nach gefühlten 1000 Begehungen, noch immer nicht satt sehen. Nach etwa einer Stunde stehe ich beim Gipfelkreuz und freue mich über das erste Etappenziel. Schnell ein Selfie und schon geht es weiter über große Felsblöcke ein paar Höhenmeter hinunter, bis man auf einem schönen Wanderweg bis zum Scharfen Eck super weiterlaufen kann. Von dort sind es noch gute 10 Laufminuten bis zum Gipfel des Zirbitzkogel auf 2.396m Seehöhe. Vom Gipfel aus sah ich schon, dass der Zirbitz-Werner eine Holzlieferung bekommen hat.
© Foto: Norbert Wastian
Wie soll man das jetzt am besten beschreiben - man fragt nicht „Soll ich helfen“? - Man nimmt sich einen Korb und hilft mit, bis das Holz vom Unimog im Keller verstaut ist. Viele Gäste packten ebenso selbstverständlich mit an. Neben der körperlichen Herausforderung, der Natur, den Tieren, der Blick von oben ins Tal und der Ruhe ist es auch diese Kameradschaft am Berg, die mich so fasziniert. Und eben diese Kameradschaft, diese Gemeinschaft, dieses gemeinsame Ziel ist es auch, was für mich Trailrunning ausmacht. Es steht nicht immer die Zeit im Vordergrund - es ist das gemeinsame Erreichen eines Zieles. Ob ich für eine Strecke 5 oder 10 Stunden benötige ist nicht wichtig - wichtig ist, dass ich die Zeit auf dem Weg genießen kann. Dasselbe gilt für ein Trailrennen - egal wieviele Minuten oder Stunden du hinter dem Sieger bist, du hast das Ziel erreicht und dieselbe Strecke, wie alle anderen, geschafft.
© Foto: Norbert Wastian
Wo war ich? Ach ja - das Holz ist verräumt - jetzt gibt es natürlich eine „Belohnung“, die mit den „neuen Arbeitskollegen“, genüsslich vor der Hütte eingenommen wird. Was jetzt kommt, macht mich als Bergablauf-Fan natürlich immer sehr happy. Ein echt lässiger Downhill über Wanderwege, kleine Felsstufen hinüber zum Schlofer- und Schlosserkogel, wo es weiter über Almwiesen und Zirbenwälder bis zum Dschungelsteig oberhalb der Sabathyhütte geht. Dieser Trail führt mich wieder zurück Richtung Winterleiten und spuckt mich direkt vor dem See auf 1.800m Seehöhe aus. Nun sind es noch rund 2,5km bis zur Schmelz und ein herrlicher Trailtag neigt sich dem Ende zu. Das war heute eine von vielen Varianten, wie man die Seetaler Alpen erkunden kann. Aber hier gibt es noch ganz viele andere Möglichkeiten, sich auszutoben und die coolen Trails im Steirischen Zirbenland zu genießen. Viele bewirtschaftete Hütten und die steirische Gastfreundlichkeit laden natürlich zum Verweilen ein - aber nicht vergessen - ein gelungener Bergtag ist es nur gewesen, wenn man wieder gesund im Tal angekommen ist!
Text: Norbert Wastian
Seetaler Trail
Steiermark / Region Murtal | |
Distanz: 17,14 km | |
Höhenmeter: 1.152 hm | |
neg. Höhenmeter: 1.152 hm | |
Schwierigkeit: 4 | |
Ausgangspunkt: Schmelzhütte TÜPL Seetal | |
Geschätzte Dauer | |
3 Stunden und 22 Minuten |